template tag.php | Displays the content of a tag

Brite im Brexit

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Lieber Studieren

Azubis dringend gesucht – so steht es an immer mehr Ausbildungsbetrieben. Freie Stellen können nicht besetzt werden, es gibt zu wenig oder gar keine Bewerber. Ein Studium an der Uni wird dagegen immer attraktiver. Studierten vor 40 Jahren rund 940.000 Menschen, waren es 2016 schon 2,8 Millionen. Während vor 40 Jahren rund 1,5 Millionen Schulabgänger eine Ausbildung absolvierten, sind es heute nur noch 1,3 Millionen.

Der Azubimangel wird durch den demografischen Wandel noch verschärft: 1978 gab es zirka 21 Millionen Jugendliche unter 20 Jahren in Deutschland. Heute sind es nur noch 15 Millionen. Immer weniger junge Leute studieren also immer häufiger.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

„Dass heute so viele junge Menschen studieren, liegt daran, dass die Zugangsvoraussetzungen der Universitäten nicht mehr so streng sind und heute mehr Leute Abitur machen. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass im Vergleich zu früher viel mehr Frauen studieren“, sagt Lutz Bellmann, Forscher im Bereich Arbeitsmarktökonomik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Vergleich zum Studium haben Ausbildungen heute oft einen schlechteren Ruf. Lehrlinge würden häufiger ihre Ausbildung abbrechen als Studenten, ihre Verdienstaussichten seien schlechter und sie trügen ein größeres Risiko, später arbeitslos zu werden.

Qualifikation durch Bildung lohnt sich 

Viele dieser Vorbehalte lassen sich durchaus bestätigen. Schaut man auf das monatliche Nettoeinkommen von Menschen mit Ausbildungs-, Meister-, FH- und Uniabschluss, so ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Je höher die Qualifikation, desto mehr Geld verdienen die Absolventen. Wer einen Universitätsabschluss hat, kommt finanziell am besten weg. Sie verdienen im Durchschnitt in allen Bundesländern mehr als Handwerker mit Meistertitel. In Oberfranken ist der Unterschied am eklatantesten: Hier verdient ein Uniabsolvent durchschnittlich im Monat 1.600 Euro mehr als ein Meister. Hochschulbildung zahlt sich also aus.

Ein studierter Sozialarbeiter verdient schlechter als ein ausgebildeter Chemielaborant

Auch in Sachen Arbeitslosigkeit sind Hochqualifizierte besser dran. Bundesweit ist nur zirka jeder Vierzigste mit Uni-, FH-Abschluss oder Meistertitel arbeitslos. Bei Menschen mit Ausbildung dagegen jeder Vierzehnte, stark variierend von Region zu Region. Lutz Bellmann zufolge ist es aber nicht immer so, dass ein akademischer Abschluss Vorteile verspricht: Es komme dabei vor allem auf die Fachrichtung an. Ein Chemielaborant mit abgeschlossener Ausbildung verdiene beispielsweise besser als ein studierter Sozialarbeiter. Der jedoch verdiene wiederum mehr als ein Altenpfleger.

Dass auch ein Studium nicht immer das Richtige ist, lässt sich aber genauso an Zahlen ablesen: Denn auch wenn jeder Vierte seine Ausbildung nicht zu Ende macht, so trifft das ähnlich oft auch auf Studenten zu. Bachelorstudenten brechen am häufigsten ab, 32 Prozent machen den einmal angefangenen Studiengang nicht weiter. Bei den Azubis, die ein Handwerk lernen, sehen die Zahlen ähnlich aus. Am seltensten hören Lehrlinge im öffentlichen Dienst vorzeitig auf, ebenso brechen Studenten seltener einen Master ab.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) von 2016 sind die Gründe für den Abbruch eines Studiums hauptsächlich Leistungsprobleme, gefolgt von mangelnder Motivation im Studium. Auch die finanzielle Situation der Studenten spielt eine Rolle. Viele Studenten wechseln allerdings nur den Studiengang, brechen aber ihre akademische Laufbahn aber nicht ganz ab. Azubis dagegen brechen ihre Ausbildung hauptsächlich dann ab, wenn ihnen die Arbeitsbedingungen im Betrieb nicht gefallen.

Balanceakt statt Balance

Neulich nach der Mittagspause: „Bin mal eben für zwei Stunden bei den Kindern, Chef!“ Ein Satz, den nicht viele Arbeitnehmer in Deutschland sagen würden. Familiäres ist bei der Arbeit meist tabu, flexible Arbeitszeiten sind selten.

Immerhin: 54 Prozent der deutschen Arbeitnehmer haben bei einer Umfrage der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) angegeben, dass es einfach sei, ein paar Stunden wegen familiärer Angelegenheiten frei zu nehmen. Die Grafik zeigt jedoch auch: In den Niederlanden ist so etwas selbstverständlich, im EU-Schnitt normaler als in Deutschland.
Freinehmen, um familiäre Angelegenheiten zu erledigen?

Ganz allgemein liegt Deutschland im Vergleich im europäischen Mittelfeld, was die Flexibilität der Arbeitszeiten angeht. Jeder fünfte von Eurofound befragte Deutsche gab 2015 an, zumindest teilweise über die eigenen Arbeitszeiten bestimmen zu können, etwa mittels Gleitzeit. In Bulgarien konnten das nur drei Prozent, in Portugal acht Prozent von sich behaupten. Ganz anders im Norden Europas: In Schweden gaben 41  Prozent der Befragten an, Einfluss auf ihre Arbeitszeiten zu haben. In Dänemark sagten das 40 Prozent, in Finnland 35 Prozent.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Wer unter starren Bedingungen arbeiten und Kinder großziehen will, stößt schnell an die Grenze des Machbaren: Je unflexibler die Arbeitszeiten in einem der genannten Länder, desto wahrscheinlicher ist es, dass Frauen ihren Beruf ab dem dritten Kind aufgeben. Die Grafik stellt keinen unmittelbarer Zusammenhang her, deutet aber eine Parallele an.
Berufstätigkeit von Frauen nach Kinderzahl in %

Corinna Frodermann, Sozialökonomin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kennt mehrere Gründe, warum Mütter in Ländern wie Dänemark trotz zahlreicher Kinder einem Beruf nachgehen. Einer davon lautet: bessere Betreuung. “Vollzeit-Kinderbetreuung ist in Deutschland noch immer selten und vergleichsweise teuer. Es müsste mehr Kinderbetreuung geben, vor allem für sehr kleine Kinder, die auch Schichtarbeit abdeckt.“

In Deutschland kümmert sich im Zweifel immer noch eher Frau ums Kind. Bei einer Eurostat-Umfrage gab fast jede dritte Frau, die in Teilzeit arbeitet, als Grund für die halbierte Arbeitszeit die Betreuung der eigenen Kinder an. Nur knapp fünf Prozent der Männer arbeiteten aus diesem Grund nicht Vollzeit.
Betreuung Verwandter als Teilzeitgrund in %

Die gesellschaftliche Struktur spielt aus Frodermanns Sicht eine wichtige Rolle: “Die Rolleneinstellung ist in Skandinavien oder Frankreich etwas egalitärer. Anderswo ist die Betreuung noch traditionell und Familienarbeit wird meist von der Frau übernommen.“ Solche Rollenbilder würden sich über die Jahre nur sehr schleppend verändern, sagt sie. In ihrer Forschungsarbeit hat sie herausgefunden: “Je länger eine Frau  ihre Berufstätigkeit unterbricht, desto größer sind die Karriere-Nachteile, die sie später hat. Das betrifft sowohl die Aufstiegschancen als auch das Berufsprestige. Die Frauen, die sich für lange Familienzeiten entscheiden, haben am Ende die beruflichen Nachteile.“

Beschäftigte Frauen

In Deutschland gibt es immer mehr berufstätige Frauen. Das trifft auch auf Nürnberg zu: Die Frauenbeschäftigung steigt kontinuierlich an. Von 100 Frauen haben 59 im Jahr 2016 gearbeitet. Zehn Jahre zuvor war die Quote noch um mehr als zehn Prozentpunkte niedriger. Das geht aus Daten des Portals Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung hervor.

Während in Bayern im Jahr 2006 83 arbeitende Frauen auf 100 Männer kamen, waren es 2016 schon 89 Frauen. Dieser Trend ist auch in den Kommunen rund um Nürnberg und in vergleichbar großen Städten gleich, nicht aber in der Stadt Nürnberg selbst: 2010 lag das Verhältnis der Beschäftigungsquote von Männern und Frauen bei 91, im Jahr 2016 bei 88,5 Prozent. Um dies zu berechnen, wird die Frauenbeschäftigungsquote durch die Männerbeschäftigungsquote geteilt.

Berufstätige Frauen: Diagramm mit Trendlinien: Pro 100 Männer arbeiten immer weniger Frauen in Nürnberg

Dieser Trend ist nicht extrem, steht allerdings im klaren Kontrast zu den meisten anderen Kommunen. Während das Verhältnis von berufstätigen Frauen und Männern in Nürnberg sinkt, steigt es im Umland: In Erlangen, Fürth, Schwabach sowie in den Landkreisen Roth, Erlangen-Höchstadt, Nürnberger Land und Fürth steigt die verhältnismäßige Berufstätigkeit von Frauen an.

Balkendiagramm: Nürnberg steht bei der Frauenbeschäftigungsquote hinter dem Umland auf dem vorletzten Platz.

Die Agentur für Arbeit in Nürnberg hat keine eindeutige Antwort auf die Frage, wieso im Verhältnis zu den Männern zunehmend weniger Frauen in der Stadt berufstätig sind. „Hierfür wäre eine tiefer gehende Analyse mehrerer Aspekte nötig“, sagt Mathias Ringler, Sprecher der Arbeitsagentur. Die verhältnismäßige Beschäftigungsquote schwanke laut Ringler immer etwas. Zwei mögliche Erklärungen hat er aber doch parat: Veränderungen der Bevölkerungsstruktur oder Verschiebungen durch einen Wohnortwechsel könnten eine Rolle spielen.

Forscher sehen keinen anhaltenden Trend

Anja Rossen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht die Zahlen ebenfalls nicht als bedenklich an. „Die Männerbeschäftigungsquote hat vergleichsweise etwas schneller zugenommen“, sagt Rossen. In Nürnberg näherten sich die Quoten für Mann und Frau möglicherweise nicht so schnell an.

Ein Blick auf weitere Zahlen: Eine berufstätige Frau verdient in Nürnberg knapp 81 Prozent von dem, was ein Mann hier durchschnittlich verdient. In vergleichbaren Großstädten wie Essen, Dortmund und Dresden ist der Unterschied nicht so groß. Im Umland von Nürnberg lässt sich ein Muster feststellen: In Erlangen verdienen Frauen rund 32 Prozent weniger als Männer. Dort ist auch die Frauenbeschäftigungsquote niedriger als in Nürnberg. Die Frauen im Landkreis Fürth arbeiten dagegen häufiger als in Nürnberg. Zudem weist der Landkreis einen kleineren Verdienstunterschied als Nürnberg auf. Ein durchschnittlich ähnliches Gehalt geht in diesen beiden Fällen mit mehr Berufstätigkeit bei Frauen einher.

Balkendiagramm. Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern. Nürbberg schneidet mittelmäßig ab.

Wie groß der sogenannte Gender Pay Gap ist, hängt auch von der Branche ab: Vermeintliche „Frauenberufe“ werden schlechter bezahlt, während technische Tätigkeiten mehr Lohn mit sich bringen. In Nürnberg sind die Elektrotechnik und der Maschinenbau laut der IHK Mittelfranken die wichtigsten Branchen, außerdem IT und Logistik. Claudia Specht ist Vorsitzende des Nürnberger Vereins Erfolgsfaktor Frau. Ihrer Meinung nach hätten es Frauen in technischen Berufen immer noch schwerer. „In zahlreichen Unternehmen herrschen immer noch stereotype Vorstellungen“, sagt sie.

Nürnberg zieht junge Familien an

Einer der wichtigsten Gründe für Frauen, nicht berufstätig zu sein, ist die Familiengründung. In Nürnberg leben besonders viele Menschen zwischen 24 und 37 Jahren. Sie gehören zu den sogenannten Elternjahrgängen. Und es stimmt: Die potentiellen Eltern bekommen auch tatsächlich Kinder. In Nürnberg werden überdurchschnittlich viele Babys geboren.

Liniendiagramm: In Nürnberg wohnen überdurchschnittlich viele potentielle Eltern.

Liniendiagramm: In Nürnberg werden überdurchschnittlich viele Kinder geboren.

Berufstätige Frauen nutzen vor allem Kindertageseinrichtungen, um die Betreuung des Nachwuchses sicher zu stellen. In Nürnberg gehen allerdings weniger Kinder in die Kita als andernorts. Im Jahr 2016 waren 91,2 Prozent der Kinder zwischen drei und fünf Jahren in Tageseinrichtungen. Im Umland und anderen Großstädten sind es meist mehr. „Wenn es nicht ausreichend Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gibt, sind es vor allem Frauen, die dadurch Probleme bei der Jobsuche haben“, sagt Specht vom Verein Erfolgsfaktor Frau.

Frauenbeschäftigung als Ziel für die Unternehmen?

Die Agentur für Arbeit Nürnberg, die Metropolregion Nürnberg, die IHK und die Handwerkskammer koordinieren gemeinsam die Initiative Familienbewusste Personalpolitik. Diese Initiative will den ansässigen Betrieben zu mehr Familienfreundlichkeit verhelfen. Auf der Website sind Arbeitsgruppen aufgelistet: Es gibt AGs zur Ferienbetreuung, Notfallbetreuung oder zu Beschäftigten mit Schulkindern. Zudem sind Dienstleistungspartner für Unternehmen zu finden. Die meisten Dienstleister bieten Kinderbetreuung an. Flexible Arbeitszeiten? Home Office? Diese Lösungen für berufstätige Eltern sind dort nicht aufgelistet.

Immer noch müssen sich berufstätige Eltern eher dem Unternehmen anpassen, nicht umgekehrt. Mehr Betreuungsangebote für Kinder kommen schließlich vor allem dem Unternehmen zu gute. Mehr Zeit füreinander haben Familien dadurch nicht.

 

Hinter der Geschichte:

Auf den ersten Blick gibt es bei der Frauenbeschäftigungsstatistik für Nürnberg keine Auffälligkeiten. Doch dann bin ich auf Zahlen zum Verhältnis der Beschäftigungsquote von Frauen und Männern gestoßen. Für die letzten zehn Jahre, für die die Daten vorliegen, habe ich dann eine Trendlinie berechnet. Dies ist eine Zeitreihenanalyse, mit der man eine Prognose berechnen kann. So kann ich erkennen, wie sich die Zahlen voraussichtlich entwickeln werden. Im Falle von Nürnberg ist diese Trendlinie absteigend. Während der Recherche haben einige Experten diese Berechnungen angezweifelt, obwohl sie teilweise auf Zahlen ihrer eigenen Institution basieren. Hab ich mich verrechnet? Hier die Rechnung:

(SvB Frauen am Wohnort 15-64 Jahre / Frauen 15-64 Jahre) / (SvB Männer am Wohnort 15-64 Jahre / Männer 15-64 Jahre)

Upgegründet

893 Unternehmen wurden im vergangenen Jahr in Nürnberg gegründet, im Jahr 2015 waren es über 1.000. „Das ist kein dramatisches Zeichen“, sagt Bernd Schostok, Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung der Stadt. Er sieht es eher positiv: „Wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist, gibt es viele Notgründungen.“ In Nürnberg herrsche jedoch die niedrigste Arbeitslosigkeit seit mehr als 25 Jahren. „Die Menschen sind in Arbeit und müssen sich nicht aus der Not heraus selbstständig. Wenn es am Arbeitsmarkt gut läuft, werden Festanstellungen attraktiver“, erklärt der Betriebswirt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Nürnberg: in Bayern hinten, in Deutschland vorne

Während die Anzahl der Betriebsgründungen in Nürnberg seit 2015 abnimmt, gehen diese in Bayern schon seit 2010 zurück.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Nicht hinter jeder Betriebsgründung steckt ein Startup. Von einem Startup ist nur dann die Rede, wenn das Unternehmen sich mit hoch innovativen Technologien beschäftigt oder ein großes Mitarbeiterwachstum aufweist. So zumindest definiert das der Bundesverband Deutsche Startups. Zudem muss das Unternehmen jünger als zehn Jahre und das angebotene Produkt neu sein.

Nach einer Umfrage des Deutschen Startup Monitors, der jährlich vom Bundesverband Deutsche Startups initiiert wird, hatte 2017 jedes siebte Startup seinen Sitz in Bayern. Der Freistaat liegt damit fast gleichauf mit Berlin. 2014 hatte noch mehr als jedes zweite Startup seinen Sitz in der Bundeshauptstadt.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Allerdings hat sich die Zahl der an der Umfrage beteiligten Unternehmen im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt: von 903 im Jahr 2014 auf 1.837 im Jahr 2017. Dass es in den vergangenen Jahren um Berlin als Gründerstandort etwas ruhiger geworden ist, beobachtet aber auch Carsten Rudolph von BayStartUp. Er kümmert sich im Auftrag des bayrischen Wirtschaftsministeriums um Startups in Bayern und ist zuversichtlich: „Hier in Bayern gibt es keine Startup-Monokultur, sondern einen Mix aus  unterschiedlichsten Themen. Jede gute Idee findet hier auch einen Investor.“

Nürnberger Gründergeist kann man unter anderem im Zollhof sehen: Hier arbeiten 30 Startups an verschiedenen neuen Produktideen. Eines der Gründerteams möchte die Parkplatzsuche erleichtern – mit vernetzten Parksensoren.

 

Hinter der Geschichte:

Startups stehen für neuen Gründergeist. Auch Politiker besuchen sie gerne, um sich über die digitalen Neuerungen zu informieren und – wenn möglich – einem Roboter die Hand zu schütteln. Verlässliche Statistiken über die Anzahl der Startup-Gründungen gibt es aber nicht. Die Zahlen des Deutschen Startup Monitors kommen aus einer freiwilligen Online-Umfrage. Die Gewerbeanmeldungen erfassen nur neue Betriebsgründungen. Wie hoch der Anteil der Startups daran ist, wird nicht erfasst. 

Arbeitskrank

Flexible Arbeitszeiten, Home-Office, selbstbestimmtes Arbeiten: Die Begriffe der modernen Arbeitswelt klingen zuerst einmal komfortabel und verlockend. Doch Statistiken zeigen zeitgleich, dass immer mehr Menschen aufgrund von psychischen Erkrankungen frühzeitig in Rente gehen. Waren psychische Störungen 1993 noch in 15,3 Prozent aller Fälle Ursache für eine Frühverrentung, sind es heute schon 42,8 Prozent.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung wurden im Jahr 1993 41.409 Personen aufgrund von psychischen Erkrankungen frühverrentet. Im Jahr 2016 waren es dagegen schon 74.468 Personen. Für Andreas Weber vom Medizinischen Dienst des Berufsförderungswerks Dortmund sind die Gründe für den Anstieg vielseitig: die Sensibilisierung für psychische Erkrankungen, aber auch die „Medikalisierung von Problemen“, wie er sagt. „Wer heute nicht mehr kann und wo man nicht weiß, was die Ursache ist, der wird krankgeschrieben“. Ob also wirklich mehr Menschen psychisch krank sind als früher oder ob nur mehr psychisch Kranke erfasst werden, ist unklar.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt können eine Herausforderung sein 

„Nicht jeder kommt mit der Veränderung der Arbeitswelt klar.“ Konflikte und arbeitsbezogene Ängste seien ein ernstzunehmendes Thema, sagt Weber. Betrachtet man die im Rahmen des Mikrozensus 2013 erfasste Zusatzerhebung „Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme“, spielen seelische Belastungen aufgrund von Konflikten wie Mobbing am Arbeitsplatz allerdings nur eine geringe Rolle. Nur 1,5 Prozent der Befragten sehen ihre seelische Gesundheit durch Mobbing, Gewaltandrohungen oder Belästigungen am Arbeitsplatz beeinträchtigt.

Seelische Belastung ist abhängig vom Berufsfeld

Für eine wissenschaftlich fundierte Aussage, inwiefern bestimmte Arbeitsmerkmale unsere psychische Gesundheit tatsächlich beeinflussen, fehlten bislang noch Längsschnittstudien, sagt Soziologin Martina Michaelis von der Freiburger Forschungsstelle für Arbeits- und Sozialmedizin. Aber die Vielfalt mittlerweile existierender Querschnittsstudien gebe Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang. Die Zusatzerhebung zum Mikrozensus zeigt: Die Wahrnehmung psychisch belastender Faktoren schwankt je nach Berufsfeld. Schichtarbeit, geringe Bezahlung und hohe Verantwortung seien Faktoren, die psychische Erkrankungen begünstigen, so Weber.

Sind Sie bei Ihrer Arbeit Belastungen ausgesetzt, die Ihr seelisches Wohlbefinden beeinträchtigen könnten?

Besonders hoch ist das Gefühl seelischer Belastung in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. „Das hat viel mit Arbeitsverdichtung zu tun“, sagt Michaelis, „es muss mehr Arbeit in weniger Zeit erledigt werden. In der Pflege beobachten wir beispielsweise einen gravierenden Personalnotstand.“ Die Zahlen zu psychischen Erkrankungen, Frührente und psychischer Belastung im Beruf sind daher auch immer politische Zahlen, die unterschiedlich interpretiert werden können, sagt Weber.

 

Hinter der Geschichte:

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre unsere neue Arbeitswelt möglicherweise die Ursache für mehr psychische Erkrankungen. Aber genauso scheint das Gegenteil möglich: Der Anteil von Menschen, die Antidepressiva einnehmen, ist laut einer Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde unter Arbeitslosen etwa zehn Prozent höher als unter Erwerbstätigen. Arbeit hält demnach gesund. Oder? Letztlich zeigen die Daten vor allem eines: Sie können nicht zweifelsfrei klären, warum welche Faktoren psychische Erkrankungen auslösen und zur frühen Verrentung führen. „Das wird, auch akademisch, emotional diskutiert“, sagt Weber.