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Lieber Studieren

Azubis dringend gesucht – so steht es an immer mehr Ausbildungsbetrieben. Freie Stellen können nicht besetzt werden, es gibt zu wenig oder gar keine Bewerber. Ein Studium an der Uni wird dagegen immer attraktiver. Studierten vor 40 Jahren rund 940.000 Menschen, waren es 2016 schon 2,8 Millionen. Während vor 40 Jahren rund 1,5 Millionen Schulabgänger eine Ausbildung absolvierten, sind es heute nur noch 1,3 Millionen.

Der Azubimangel wird durch den demografischen Wandel noch verschärft: 1978 gab es zirka 21 Millionen Jugendliche unter 20 Jahren in Deutschland. Heute sind es nur noch 15 Millionen. Immer weniger junge Leute studieren also immer häufiger.

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„Dass heute so viele junge Menschen studieren, liegt daran, dass die Zugangsvoraussetzungen der Universitäten nicht mehr so streng sind und heute mehr Leute Abitur machen. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass im Vergleich zu früher viel mehr Frauen studieren“, sagt Lutz Bellmann, Forscher im Bereich Arbeitsmarktökonomik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Vergleich zum Studium haben Ausbildungen heute oft einen schlechteren Ruf. Lehrlinge würden häufiger ihre Ausbildung abbrechen als Studenten, ihre Verdienstaussichten seien schlechter und sie trügen ein größeres Risiko, später arbeitslos zu werden.

Qualifikation durch Bildung lohnt sich 

Viele dieser Vorbehalte lassen sich durchaus bestätigen. Schaut man auf das monatliche Nettoeinkommen von Menschen mit Ausbildungs-, Meister-, FH- und Uniabschluss, so ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Je höher die Qualifikation, desto mehr Geld verdienen die Absolventen. Wer einen Universitätsabschluss hat, kommt finanziell am besten weg. Sie verdienen im Durchschnitt in allen Bundesländern mehr als Handwerker mit Meistertitel. In Oberfranken ist der Unterschied am eklatantesten: Hier verdient ein Uniabsolvent durchschnittlich im Monat 1.600 Euro mehr als ein Meister. Hochschulbildung zahlt sich also aus.

Ein studierter Sozialarbeiter verdient schlechter als ein ausgebildeter Chemielaborant

Auch in Sachen Arbeitslosigkeit sind Hochqualifizierte besser dran. Bundesweit ist nur zirka jeder Vierzigste mit Uni-, FH-Abschluss oder Meistertitel arbeitslos. Bei Menschen mit Ausbildung dagegen jeder Vierzehnte, stark variierend von Region zu Region. Lutz Bellmann zufolge ist es aber nicht immer so, dass ein akademischer Abschluss Vorteile verspricht: Es komme dabei vor allem auf die Fachrichtung an. Ein Chemielaborant mit abgeschlossener Ausbildung verdiene beispielsweise besser als ein studierter Sozialarbeiter. Der jedoch verdiene wiederum mehr als ein Altenpfleger.

Dass auch ein Studium nicht immer das Richtige ist, lässt sich aber genauso an Zahlen ablesen: Denn auch wenn jeder Vierte seine Ausbildung nicht zu Ende macht, so trifft das ähnlich oft auch auf Studenten zu. Bachelorstudenten brechen am häufigsten ab, 32 Prozent machen den einmal angefangenen Studiengang nicht weiter. Bei den Azubis, die ein Handwerk lernen, sehen die Zahlen ähnlich aus. Am seltensten hören Lehrlinge im öffentlichen Dienst vorzeitig auf, ebenso brechen Studenten seltener einen Master ab.

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Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) von 2016 sind die Gründe für den Abbruch eines Studiums hauptsächlich Leistungsprobleme, gefolgt von mangelnder Motivation im Studium. Auch die finanzielle Situation der Studenten spielt eine Rolle. Viele Studenten wechseln allerdings nur den Studiengang, brechen aber ihre akademische Laufbahn aber nicht ganz ab. Azubis dagegen brechen ihre Ausbildung hauptsächlich dann ab, wenn ihnen die Arbeitsbedingungen im Betrieb nicht gefallen.

Tatort: Pflege

Der Personalmangel in der Pflege hat es sogar in den „Tatort“ geschafft. Im Frühjahr 2018 widmete sich eine Folge der ARD-Krimiserie dem Pflegenotstand und gipfelte im Freitod eines alten Ehepaares. Die polemische Frage: Können wir uns das Altern noch leisten?

Spätestens seit der Bundestagswahl 2017 sind die Zustände in der Pflege immer wieder Thema. Zwar hat die Zahl der Pflegekräfte zwischen 1999 und 2015 um 74 Prozent zugenommen, aber auch die der Pflegebedürftigen ist gestiegen, allerdings schwächer, um 42 Prozent.

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Das Betreuungsverhältnis verbessert sich: 2015 hatten Pflegerinnen im Schnitt weniger Patienten zu versorgen als im Jahr 1999.

Grafik von zwei Pflegekräften und mehreren pflegebedürftigen Frauen

Was auf den ersten Blick gut aussieht, täuscht aber: Denn in dieser Berechnung des Betreuungsschlüssels ist die durchschnittliche Arbeitszeit der Teilzeitpfleger nicht berücksichtigt. Das heißt, dass nur die Anzahl der Pflegekräfte gezählt wird, aber nicht im Verhältnis zur Stundenzahl, die sie arbeiten. Dazu gibt es keine Zahlen. Belegen lässt sich, dass seit 1999 der Anteil der Teilzeitkräfte am Pflegepersonal insgesamt immer größer wird.

 

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Lässt man Teilzeit-Pflegekräfte in der Berechnung des Betreuungsschlüssels weg, verbessert das zwar den Betreuungsschlüssel, nicht unbedingt aber die realen Zustände. Heute arbeiten fast zwei Drittel der Pflegekräfte in Teilzeit – und unter Zeitdruck.

Grafik von zwei Pflegekräften und mehreren pflegebedürftigen Frauen

 

Hinter der Geschichte:

Um die Zukunft der Pflege ist es düster bestellt – so die weit verbreitete Meinung. Ich wollte es genauer wissen. Weil aber Zahlen zu den Arbeitsstunden der Teilzeitpflegerinnen fehlen, konnte ich einen zeitbasierten Betreuungsschlüssel für die Pflegebedürftigen nicht ausrechnen. Ein bisschen mehr weiß ich allerdings schon, wenn wieder alle vom Pflegenotstand reden.

Landwirtschaftslos

Die Arbeit in der Landwirtschaft wird immer attraktiver – zumindest auf den ersten Blick. Beispiel Löhne: In der Landwirtschaft steigen die Reallöhne seit vielen Jahren zuverlässig an, deutlich stärker als in anderen wirtschaftlichen Sektoren.

Die Zukunft der Landwirtschaft: In der Landwirtschaft steigen die Löhne stark an

Die Löhne steigen, und die durchschnittliche Arbeitszeit sinkt. Zur Jahrtausendwende standen Landwirte noch knapp 45 Stunden pro Woche auf dem Acker, 15 Jahre später sind es zehn Stunden weniger.

Die Zukunft der Landwirtschaft: Immer weniger Arbeitsstunden pro Arbeitskraft

Ein weiteres Plus: Wer es in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf eine leitende Position schaffen will, muss dafür nicht die Universität besuchen. Die überwiegende Mehrheit der Betriebsleiter hat ursprünglich weder die Uni noch eine Fachhochschule besucht. Knapp 90 Prozent haben eine Ausbildung oder Lehre gemacht, die Landwirtschaftsschule absolviert, sind Fachagrarwirte oder haben sich zum Meister fortbilden lassen.

Die Zukunft der Landwirtschaft: Die große Mehrheit der Betriebsleiter hat keinen Hochschulabschluss

Die Gesamtzahl aller Beschäftigten in Deutschland steigt konstant an. Nicht aber in der Landwirtschaft – dort sinkt sie.

Udo Hemmerling vom Deutschen Bauernverband sieht den technischen Fortschritt als wesentlichen Einflussfaktor für den Rückgang der Beschäftigtenzahl. Dieser Trend werde auch weiter anhalten. Allerdings weist Hemmerling gleichzeitig auf die höhere Arbeitsproduktivität der Branche hin. Es handle sich also nicht um einen schrumpfenden Sektor. Für die Zukunft der Landwirtschaft prognostiziert er: „Die Digitalisierung wird vor allem die Anforderungsprofile an den Beruf Landwirt verändern. Zu erwarten sind weniger körperliche Arbeit und noch mehr Überwachung und Steuerung von biologischen Vorgängen mittels Technik.“

 

Ein Beispiel für Technisierung in der Landwirtschaft ist der GPS-gesteuerte Traktor. Thomas Goczall beackert damit bereit seine Felder. Wir haben ihn dabei begleitet: https://das-journalismus-stipendium.de/feldarbeit-ferngesteuert/

 

Hinter der Geschichte:

Mit dem Statistischen Jahrbuch bietet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jährlich eine reichhaltige Übersicht an Statistiken rund um die Landwirtschaft. Dies erlaubt eine Vielzahl an mehr und weniger tiefen Einblicken in die Branche. Die Daten geben auch einen Überblick über die Entwicklung der Arbeit in der Landwirtschaft, liefern aber kaum Antworten auf die Fragen nach den Gründen. Ich habe gelernt, dass Zahlen nur das „Was“ abbilden, nicht aber das „Warum“ erklären. Das müssen Experten leisten, deren Einschätzungen einen datenjournalistischen Beitrag erst vollständig machen.

Datenjournalismus in kleinen Redaktionen

Wer in einer deutschen Redaktion mit Daten umgehen kann, hat schnell den Nerd-Stempel weg. Datenjournalismus soll dabei möglichst innovativ sein, Geschichten auf einen Blick erzählen und finden, was andere nicht einmal suchen. Datenjournalismus funktioniert allerdings meist nur im Team und kostet Zeit und Geld — Ressourcen, die gerade in kleinen Redaktionen immer knapper werden. Wie dort trotzdem Datenjournalismus stattfinden kann, war Thema des Workshops „Data Journalism in Small Newsrooms“:

Jeff Kelly Lowenstein erklärte, wie Datenjournalismus in Lokalredaktionen funktionieren kann / Foto: Daylin Paul

  1. Think Small: „Datengeschichten sind alltägliche Geschichten“, sagt Jeff Kelly Lowenstein von der Grand Valley State University. Es muss nicht immer die monatelange Datenrecherche sein, besonders nicht am Anfang. Öffentliche Daten, wie Informationen über Straftaten, Schulabbrecher oder den kommunalen Haushalt, können einer Geschichte Tiefe geben, ohne lange Investigation.
  2. Team Up: Wer Hilfe bei der Analyse oder der Visualisierung von Daten benötigt, hat Glück. Denn es gibt eine hilfsbereite Community von Datenjournalisten, auch in Deutschland (bei Twitter z.B. unter #ddj). „Das gegenseitige Helfen und Lernen funktioniert wirklich gut“, sagt auch Pinar Dag von der Data Journalism Platform Turkey. Auf der Plattform sind Daten-Experten zu finden, geordnet nach Ländern, Wissen und Organisation. Dag empfiehlt, redaktionsintern eine Liste mit allen verfügbaren Datenquellen zu erstellen. So müsse nicht jeder Journalist bei der Quellensuche bei Null anfangen.
  3. Tools: Die gute Nachricht ist, dass es eine riesige Auswahl von Werkzeugen gibt, die Daten analysieren und visualisieren können. Die schlechte Nachricht: Es sind einfach zu viele Tools, um alle zu kennen und zu verstehen. Deswegen empfiehlt Denise Malan, Ausbildungsleiterin bei Investigative Reporters & Editors (IRE), zuerst die Grundlagen der Datenanalyse zu verstehen. „Dafür würde ich Google Spreadsheets benutzen“, sagt sie. Für Visualisierungen empfiehlt sie Tableau Public. Mit Tabula können Daten aus PDF-Dokumenten extrahiert werden. Auf Document Cloud können Daten hochgeladen und analysiert werden. Malans Präsentation gibt es hier.
  4. Strategie: Wenn in der Redaktion Skepsis gegenüber Datenjournalismus herrscht, braucht es einen Mentalitätswandel, sagt Nana Boakye-Yiadom, Datenjournalist aus Ghana. Diejenigen Journalisten, die sich für Datenjournalismus begeistern, sollten sich zusammen tun und vom Chef gefördert werden. „Wenn die Journalisten dann gute Geschichten geliefert haben, muss der Datenjournalismus zu einem strategischen Teil des Produkts werden.“ So könnten die Skeptiker überzeugt werden und dann vielleicht zu Mitstreitern werden.

    Jannik Jürgens ist zurzeit Volontär der Badischen Zeitung in Freiburg. Zuvor hat er die studienbegleitende Ausbildung bei der JONA absolviert. Jannik war Teil des GIJC Newsrooms und hat auch für das Uni-Magazin Vuvuzela gearbeitet.

 

 

Gegen die Gentrifizierung

Seit dem Jahr 1976 ist die Soziale Erhaltungsverordnung Teil des §172 Baugesetzbuch. Die Verordnung schützt nicht den einzelnen Mieter. Sie soll dafür sorgen, dass Sanierungen in einem Viertel nicht zur Verdrängung großer Teile der Bewohner führen und Bevölkerungsstrukturen erhalten bleiben.

Wie wird ein Gebiet für die soziale Erhaltungsverordnung ausgewählt? 

Der Prozess beginnt beim Bezirksamt: Die Zuständigen beobachten die Stadtteile, in denen sie einen hohen „Aufwertungs- und Verdrängungsdruck“ vermuten – so heißt Gentrifizierung im Amtsdeutsch. Meist sind dies Gebiete, die vorher Sanierungsgebiete waren. Durch eine Plausibilitätsprüfung muss das Bezirksamt kritische Entwicklungen beweisen und der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen statistische Daten zu dem jeweiligen Stadtteil liefern.

Aktuell gilt die Verordnung für neun Gebiete in den Bezirken Mitte, Altona und Eimsbüttel. In Ottensen ist die Soziale Erhaltungsverordnung seit März 2016 in Kraft. Statistische Daten aus Ottensen zeigen vor allem auffällige Preissteigerungen für Eigentumswohnungen. Auch das Durchschnittseinkommen der Bewohner ist im Zeitraum von 2004 bis 2010 um 7.000 Euro auf knapp 37.000 Euro jährlich gestiegen. Gleichzeitig wird der Anteil an Sozialwohnungen immer geringer. Immer mehr Sozialwohnungen werden in den nächsten fünf Jahren ihre Mietpreisbindung verlieren. Ottensen gilt außerdem als eine der „kreativen Keimzellen“ in der Stadt.

Preise Eigentumswohnungen
Karte Altona

Ehe eine Soziale Erhaltungsverordnung erlassen wird, prüft die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen einen entsprechenden Antrag des Bezirksamtes und gibt dazu ein Gutachten in Auftrag. Bestätigt das Gutachten die Getrifizierungstendenzen in einem Gebiet, erlässt die Behörde die Verordnung. Die Grenzen eines Gebiets mit sozialer Erhaltungsverordnung werden oftmals durch die Baustruktur bestimmt. Deshalb stimmen die Gebiete nicht zwangsläufig mit den Stadtteilgrenzen überein. So auch im Fall Ottensen: Gewerbegebiete werden nicht mit einbezogen, ebenso Bereiche, in denen die Mietpreise bereits so hoch sind, dass keine große Veränderung mehr zu erwarten ist. Das ist auch der Grund, weshalb die reichen Gebiete direkt an der Elbe nicht Teil der Sozialen Erhaltungsverordnung für Ottensen sind.

 

Was genau bringt die soziale Erhaltungsverordnung? 

Ist die Soziale Erhaltungsverordnung für ein Gebiet in Kraft getreten, stehen den Bezirksämtern verschiedene Instrumente zur Verfügung: Zum einen müssen sich Eigentümer alle baulichen Maßnahmen genehmigen lassen. Es geht dabei vor allem um Umbauten und Abrisse, die zur Aufwertung der Immobilien und damit zu einer Milieuveränderung führen könnten. Auch die Umwandlung von Miet- zu Eigentumswohnungen muss genehmigt werden. Außerdem kann die Stadt Hamburg von einem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Im Bezirk Altona ist dies tatsächlich bis heute noch nie vorgekommen.

Umwandlung

Bauanträge

 

Ist die soziale Erhaltungsverordnung wirkungsvoll?

Christiane Hollander von ‚Mieter helfen Mieter‘ wünscht sich, dass die Stadt die Soziale Erhaltungsverordnung konsequenter nutzen und zum Beispiel häufiger von ihrem Vorverkaufsrecht Gebrauch machen würde. Ein Vorbild hierfür wäre zum Beispiel München, wo die Stadt die Immobilien oftmals an Genossenschaften weiterverkauft. „Die Verordnung funktioniert nicht hundertprozentig und kann auch nicht die Welt retten. Aber mit ihr ist es sehr wohl möglich, ein Milieu zu schützen.“

Dicke Luft über der Stadt

Ärzte, Bürgerinitiativen und Umweltverbände warnen: Die Konzentration gefährlicher Stickoxide (NOx) überschreitet in Hamburg regelmäßig EU-Grenzwerte. Daniel Moser, Verkehrsexperte von Greenpeace, wirft der Stadt Handlungsunfähigkeit vor. „Seit Jahren wird hier EU-Gesetz gebrochen und nichts passiert.“ Dabei gehe es um die Gesundheit der Einwohner. Moser organisiert regelmäßig Demonstrationen gegen die Luftverschmutzung in Hamburg. „Atemlos durch die Stadt“ und „Diesel macht krank, Herr Scholz“ steht dann auf seinen Plakaten.

Das Hamburger Landesinstitut für Umweltuntersuchungen misst im Auftrag der Stadt regelmäßig die Luftqualität an 16 verschiedenen Standorten. An der Max-Brauer-Allee in Altona, der Habichtstraße in Barmbek-Nord und an der Kieler Straße, die vom nördlichen Stadtteil Stellingen in die Innenstadt führt, wird der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft jährlich um mindestens das Anderthalbfache überschritten. Und das seit Jahren. Aufatmen können die Hamburger dort, wo weniger Verkehr ist. An den Messstationen im nordöstlichen Bramfeld oder in Finkenwerder ist die Verschmutzung moderat.

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Je dreckiger die Luft, desto größer ist das Risiko für Asthma, Herz-Kreislauf-Probleme und Schlaganfälle, sagen Umweltmediziner. Das sieht auch Weltgesundheitsorganisation WHO so und fordert ein Limit von 20 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft.

Nicht nur für Menschen sind Stickoxide gefährlich, auch für die Umwelt. Laut Umweltbundesamt sind 30 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft kritisch für viele Pflanzen.

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Eine flächendeckende Verbesserung der Luftqualität ist in Hamburg bisher nicht in Sicht. Dabei sollte der 2012 vom Senat verabschiedete Luftreinhalteplan Abhilfe schaffen. Der öffentliche Personennahverkehr soll ausgebaut, der Umstieg auf Elektroautos erleichtert werden. Auch der Schiffsverkehr, in Hamburg Mitverursacher von Stickoxiden, soll umweltfreundlicher werden.

Das klingt vernünftig, aber messbare Verbesserungen gibt es bisher nicht. Und an den Hauptverursacher der Luftverschmutzung traut sich die Politik nicht so recht heran: an Autos und Lastwagen. „Bei Verbrennungsprozessen in Motoren entstehen Stickoxide, besonders viele bei Dieselmotoren. Wir brauchen daher eine Umweltzone und Fahrverbote in der Hamburger Innenstadt“, fordert Moser von Greenpeace.

Ein Fahrverbot würde den Schwerlastverkehr aus dem Hafen und die hunderttausend Pendler betreffen, die täglich zum Arbeiten in die Stadt fahren. Aus dem Rathaus gibt es daher auch einen Korb für dieses Vorhaben. Ein Fahrverbot gefährde die Hamburger Wirtschaft, heißt es.

Hinter der Daten-Geschichte: Hamburg hat ein Luftproblem. Um das zu belegen, haben wir die Daten der 16 Hamburger Luftmessstationen ausgewertet. Wir haben CSV-Datensätze, die auf archive.luftdaten.info von der Stadt veröffentlicht werden, mit Sublime und Excel lesbar gemacht. Als Indikator für schlechte Luft haben wir die Konzentration giftiger Stickoxide (NOx) herangezogen. Mit Carto haben wir die Messstationen und ihre Ergebnisse auf eine Karte gepackt, von der sich jetzt die Brennpunkte mit bloßem Auge ablesen lassen.